Zeit

 

Irgendwie fehlen mir immer ein paar Minuten. Als ich mit der Arbeit anfing, ich schwöre, sie waren noch da. Ganz heimlich müssen sie abhandengekommen sein. Vielleicht auch gestohlen, denn ich kenne so viele Menschen, die auf der Suche sind, nach ein paar Minuten.Ich bin doch ganz bescheiden, ich will nicht eine Stunde, eben nur ein paar winzige Minuten.

Eine Freundin behauptet, wenn man nur sehr lange ein „Ommmmm“ singt, wären sie wieder da. Habe ich versucht, Ergebnis unbefriedigend. 

Vielleicht gibt es einen Ort, wo sich all diese fehlenden Minuten, meine, deine Minuten treffen. Die liegen dann alle in Hängematten unter Palmen und genehmigen sich einen Drink. Kein Wunder, dass sie nicht wieder auftauchen. 

Nächstes Mal, wenn sie sich aus dem Staub machen, schleich' ich hinter ihnen her. 

Dann lege ich mich in die Hängematte und lausche dem Meer.

 

Blaue Stunde 

Kennt ihr sie, diese Zeit am Tag, die man die blaue Stunde nennt? Die Dämmerung beginnt, und die letzten Sonnen-strahlen fallen in einem ganz bestimmten Winkel auf die Erde.

Es ist die Zeit, in der meine Brille ihre Schärfe und Farben ihre Leuchtkraft verlieren. Eben war noch alles klar – doch nun … Ein unsichtbares Tor öffnet sich, und während du es durchschreitest, erinnerst du dich an all deine Märchen. An all die Geschichten und Sagen, die man dir erzählte. Von Kobolden und Feen, von Zwergen und Hexen handelten sie, und war da nicht gerade etwas hinter dem alten Baum verschwunden? Und da – ich hätte schwören können … Genau an diesem Ort, zu dieser Zeit, kann doch alles geschehen – ist alles möglich. Tanzten unter dem Busch nicht gerade zwei Elfen?

Draußen bricht der Abend an. Die Lichtkegel der Autos durchbrechen die zunehmende Dunkelheit. Hektisch werden Türen verschlossen. Erschöpfung breitet sich aus.

Noch mit dem letzten, verkrampfen Atemzug funktionieren – bis nach Hause – bis zum Fernseher oder Computer. Sich spüren – den Menschen neben sich wahrnehmen? – ach, lasst mich in Ruhe! 

Nur einen Steinwurf entfernt stupst ein Elf einen Kobold an. Erscheint ein Einhorn auf der Lichtung. 

In der blauen Stunde. Nur einen Wimpernschlag entfernt – hättest du einen Wunsch frei, hätte deine Fantasie die schönsten Bilder für dich gezaubert.

 

Eine Liebelei

Ein Wort wie eine Melodie, 

erreicht sie dein Herz.

Eine Liebelei, so zart, so beschwingt, nie ernst, kein böses Wort,

streichelt sie deine Seele. 

Eine Liebelei, ist von der Stunde die Sekunde. 

Ist das geheimnisvolle Lächeln, 

tief in deinen Augen. 

 

Eine Liebelei – lässt dich träumen von uns zwei.

 

Liebst Du mich?

Liebst Du mich von Herzen, mit Schmerzen? 

Bin ich der Mensch für Dich, 

mit dem man lachen, streiten, weinen will?

Kennst Du mich? Ohne Worte, ohne Erklärungen?

Hoffst Du für mich, mit Deiner Seele? 

Liebst Du mich, 

oder bin ich nur ein Kompromiss für Dich? 

 

Freunde

Wer braucht schon Ritter, 

die irgendwelche Drachen töten? 

Wer braucht schon Despoten, 

die uns sagen, was wir zu denken haben?

Was ich brauche, seid ihr – meine Freunde.

In einer Welt, die uns in Schablonen presst, 

in der Individualität eher suspekt ist,

seid ihr die Toleranz, das Mitgefühl, 

das Lachen und die Abenteuerlust, 

die meinen Weg säumen. 

Wenn ich mich in Frage stelle, 

mich unsicher und klein fühle, 

seid ihr die Brandmauer 

in meinem Leben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                     

 

 

 

 

 

 

 

Neuer Text

Ich denke

 

„Ich denke, also bin ich.“ Der Philosoph Descartes formulierte es und wenn ich ganz ehrlich bin, mehr weiß ich zu diesem Menschen auch nicht. Aber so wie ich ihn verstand, blieb dieser Satz über, nachdem er alles um sich herum in Zweifel gestellt hat. Wie wunderbar, überlege ich, da gab es schon einmal einen Menschen, der versuchte das Chaos in seinem Kopf zu strukturieren.

Du mein Leser wirst merken, ganz so einfach wird der folgende Artikel nicht. Aber Hand aufs Herz, einfach sollen Andere. Wichtig ist mir,  hier geht es nicht um einen erhobenen Zeigefinger, ich sehe mich überhaupt nicht in der Situation, das Verhalten anderer Menschen zu beurteilen. Im Folgenden möchte ich lediglich meinen Weg beschreiben, den ich in dieser Zeit ging und vielleicht erkennst du dich in meinen Überlegungen, Ängsten, Zweifeln wieder.

Zwei Jahre, gefühlt eine Ewigkeit, liegen hinter mir und lassen mich begreifen, dass ein winziger Virus uns Menschen besiegt hat. Es scheint so, als wenn die Menschheit kapituliert hat und resignierend feststellt, wir können diesen Winzling nicht ausrotten, sondern müssen mit ihm leben. Für einen kurzen Moment huscht ein Gedanke durch meinen Kopf:

Ja, wenn sich alle geimpft hätten, wenn diese Querdenker und Impfgegner ausgeschaltet worden wären, ja dann wäre wieder alles beim Alten. 

Nun, ich darf diesen Satz in das Land „Märchenwelt“ verbannen. Eine Ausrottung erscheint mir als unmöglich, da die ganze Welt betroffen ist, der Virus nicht nur den Menschen als Überträger gefunden hat, sondern auch Tiere. Pragmatisch gesehen glaube ich, der Virus hat uns ausgetrickst.

Wenn ich heute mit Menschen spreche, höre ich einen immer wiederkehrenden Satz. „Ich bin es leid, über Corona etwas zu hören.“ Ich persönlich würde sagen: „Ich bin es leid, in ewiger Angst zu leben, schwer krank zu werden und auf der Intensivstation zu liegen. Ich mag nicht mehr ewig mein Verhalten überprüfen, um keinen anderen Menschen anzustecken. Ich möchte wieder ungezwungen meine Freundinnen in die Arme schließen.“ Ich, die so norddeutsch ist, hätte nie vermutet, dass ich einmal sagen werde, ich vermisse die ungestüme Umarmung meiner Freunde.

Was nun, denke ich, welche Möglichkeiten habe ich?

Die Adresse vom Bundeskanzler habe ich nicht und wenn ich ganz ehrlich mit mir bin, glaube ich auch nicht, dass er mich ernst nehmen würde. Also überspringen wir doch diese Instanz und wenden uns direkt an Gott, Allah, Buddha kann auch nicht schaden, vielleicht Odin und falls die Macht, die ich rufe griechische Wurzeln hat, an Zeus. Ganz schön männerlastig dieses Universum, ist mir nie so aufgefallen. Gut, dass es die Mutter Erde gibt, Helena und Hera, nicht zu vergessen Obiwan Kenobi. Keiner kann mir besser sagen: „Möge die Macht mit dir sein.“ Ihr da oben, ich bin es leid, macht endlich Schluss mit diesem Budenzauber, macht endlich Schluss mit dem Sterben und wenn ihr schon dabei seid, macht Schluss damit, dass Menschen in dieser Welt an Hunger sterben und wir Lebensmittel im Überschuss entsorgen. Ich habe auch nichts dagegen, wenn ihr diese machtaufgeblasenen narzisstischen Männer, die gerade aufgeplustert ihre Kriegsschiffe und ihr Militär positionieren, einmal zum Nachdenken auf eure Himmelstreppe schickt. Ein Haufen bockiger Wichtigtuer, die mit unserer Angst spielen. Ihr da oben, das kann doch nicht euer Ernst sein. Vielleicht ist es eine kleine Botschaft an mich, als ich hörte, dass unsere Regierung ganz viele, also nochmal  - ganz viele Helme in die Ukraine schicken wird.

Allerdings kann ich nicht glauben, dass wir Deutschen nicht hinter verschlossener Tür ein ganz anderes Lied singen, aber dies wäre eine bösartige Unterstellung und würde nur glauben machen, dass auch bei uns die Waffenlobby ihre Macht ausübt.   Amen